Ute Dahmen
Neu im Oktober 2023
Franz Josef Burda und die Erfindung des Radios
Franz Josef Burda, vor 150 Jahren in Offenburg geboren, wächst als Kind mit Migrationshintergrund auf. Aufgrund seiner Abstammung ist er Österreicher und muss jahrelang um die badische Staatsangehörigkeit kämpfen. Nach dem frühen Tod seines Vaters lebt die Familie von der Fürsorge und in ständiger Angst, ausgewiesen zu werden. Die Unvollkommenheit seines Lebens, sowohl beruflich als auch privat, und die Sehnsucht nach Heimat kompensiert er mit seiner Liebe zur Musik sowie seiner Freude und seinem Talent, Menschen zu unterhalten. Die Erfindung des Rundfunks und die erste offizielle Radiosendung in Deutschland vor 100 Jahren verändern sein Leben. Der Buchdrucker gründet den „Sürag-Verlag“ und publiziert die „Südwestdeutsche Radio-Zeitung“. Es ist die Geburtsstunde des heute international tätigen Medienkonzerns Hubert Burda Media.
Die Biografie von Franz Josef Burda ist eine moderne Geschichte:
Wer seiner Sehnsucht folgt und tut, was er liebt, wird erfolgreich sein!
ab 28.10.2023, J.P. Bachem Verlag, ISBN 978-3-7616-3475-2
"Wer seiner Sehnsucht folgt und tut,
was er liebt, wird erfolgreich sein!"
Zu diesem Buch
Ich hätte nie gedacht, dass ich noch einmal ein Buch über die Familiengeschichte der Burdas schreiben würde. Mit „Aenne Burda – Wunder sind machbar“ und „Senator Dr. Franz Burda – Geschichten eines Lebens“ schien alles über die Anfänge des heute international tätigen Medienkonzerns Hubert Burda Media gesagt. Bis Dr. Hubert Burda mehr über den Firmengründer, seinen Großvater Franz Josef Burda, in Erfahrung bringen wollte. Im Unternehmensarchiv ist wenig zu finden. Das, was ich in meinen Büchern über ihn geschrieben habe, stammt aus Texten, die sein Sohn und Hubert Burdas Vater, Senator Dr. Franz Burda, verfasst hatte, sowie aus Funden im Offenburger Stadtarchiv. Demnach war Franz Burda I. ein fröhlicher Mann böhmischer Abstammung, der lieber musizierte und an Fasnacht seine Späße trieb, als sich um das Vorankommen seiner kleinen Hinterhofdruckerei zu bemühen. Der Erfolg kehrte erst ein mit Franz Burda II. und der Gründung der „Südwestdeutschen Radio-Zeitung“, kurz „Sürag“. Doch warum war es gerade Franz II., der den Betrieb weiterführte? Immerhin war Franz Josef Burda Vater von fünf leiblichen und vier Stiefkindern. Was ist aus ihnen geworden? Hatten sie kein Interesse an der Druckerei? Oder wurden sie von ihrem Bruder ausgebootet?
Die Fragen Hubert Burdas weckten meinen Ehrgeiz, mehr über diesen Mann herauszufinden, der in den Biographien über das berühmte Verlegerpaar Aenne und Franz nur eine Randfigur geblieben war. Dabei ist er es, der als eine der Hauptfiguren der Offenburger Fasnacht, in Bronze verewigt, die Passanten in der Fußgängerzone grüßt. Die Marktfrauen stecken ihm regelmäßig Blumen ans Ohr, Touristen umarmen ihn für Selfies und veröffentlichen die Fotos auf Instagram.
Ich begann, zu recherchieren, analog in Archiven und in digitalen Bibliotheken. Ich flog nach England, um Gloria Cowell, eine Enkelin von Franz Josef Burda, zu besuchen, die gewissenhaft alte Familiendokumente aufbewahrt hat. Ein weiterer Glücksfall war, dass der Offenburger Stadtarchivmitarbeiter David Boomers die Fürsorge-Akte von Amalia Burda, Franz Josefs Mutter, ausgrub und transkribierte. Michael Hauser öffnete das Volksbank-Archiv, das Aufschluss über die finanzielle Situation des Firmengründers gab. Als ich die vielen kleinen Puzzleteile zusammensetzte, ergab sich ein Bild, das sich nicht mit meiner bisherigen Vorstellung deckte. In dem knappen Jahrhundert nach seinem Tod
war der Urvater des Burda-Imperiums von Legenden wie Efeu umrankt worden. Der echte Franz Josef Burda war eine sowohl tragische als auch schillernde Figur. Er litt unter seinem Migrationshintergrund, sollte nach dem frühen Tod seines Vaters nach Böhmen abgeschoben werden und lebte von der kommunalen Armenunterstützung, er hatte gegen einen manipulativen Gönner und bürokratische Windmühlen zu kämpfen. Andererseits war er ein Publikumsliebling und glänzte auf jeder Bühne, die er betrat. Er war einer der wenigen, die an der Wende zum 20. Jahrhundert London, damals die größte Stadt der Welt, bereisten. Seinen Mut bewies er auch beruflich. Franz Josef war der erste Burda, der etwas unternahm: All seine Vorfahren waren Arbeitnehmer gewesen, er gründete ein Unternehmen, zuerst die Druckerei, dann den Verlag.
Das Erbe, das er hinterlassen hat, wurde, wie Dokumente belegen, zurecht von seinem Sohn Franz weitergeführt. Er schuf unter dem Namen Burda eines der größten Druck- und Verlagshäuser der Bundesrepublik. Die Anfänge des Burda Verlags aber müssen neu erzählt werden. Es ist die wahre Geschichte des Franz Josef Burda.